Inkontinenz behandeln: Die wichtigsten Methoden im Überblick
Mit einer geeigneten Behandlung gelingt es zumeist, die Symptome der Inkontinenz zu lindern oder womöglich sogar zu beseitigen.
Mit einer geeigneten Behandlung gelingt es zumeist, die Symptome der Inkontinenz zu lindern oder womöglich sogar zu beseitigen.
Individuell abgestimmte Behandlungsmethoden sind die Art, Ursache sowie das Ausmaß der Beschwerden angepasst. Darüber hinaus gehen Mediziner bei der Festlegung der Therapie auf die persönlichen Wünsche Betroffener und deren Lebenssituation ein.
Inhaltsverzeichnis
Unter Nutzung eines sogenannten Blasentrainings ist es sinnvoll, ein Blasentraining mit festen Toilettenzeiten, einer empfohlenen Getränkeauswahl und sinnvoll angepassten Getränkemengen durchzuführen. Intervalle verlängern sich beim Blasentraining Schritt für Schritt. Zugleich erlernen Patienten hilfreiche Tricks, um starken Harndrang zu mildern und das Wasserlassen so weit wie möglich hinauszuzögern. Das Toilettentraining erfolgt ausschließlich in Absprache mit behandelnden Medizinern.
Patienten sollten auf Nahrungsmittel verzichten, die die Blase reizen. Zu diesen Lebensmitteln zählen unter anderem Kaffee oder scharfe Gewürze. Allerdings ist es wichtig zu erwähnen, dass sich eine Belastungsinkontinenz durch einen Verzicht auf Koffein nicht beeinflussen lässt. Weitere Grundvoraussetzungen für die Ernährungsanpassung bestehen darin, auf eine geregelte Verdauung zu achten und chronische Verstopfungen zu behandeln.
Leiden Betroffene an Übergewicht, können sie einer Inkontinenz mit einer ausgewogenen Ernährung und viel Bewegung entgegenwirken. Erste signifikante Erfolge stellen sich bereits bei einem Gewichtsverlust von fünf bis zehn Prozent ein.
Für viele Betroffene ist eine Kräftigung des Beckenbodens sehr hilfreich. Patienten sollten das Training zwingend unter fachkundiger Anleitung erlernen, um die Übungen effektiv und richtig auszuführen. Entsprechende Kurse oder Angebote gibt es beispielsweise bei Physiotherapeuten, an Volkshochschulen, bei Sportvereinen oder in Fitnessstudios.
Zu Beginn ist es für Anfänger zumeist schwierig, die Beckenbodenmuskulatur zu spüren und gezielt zu trainieren. Besonders häufig kommt Beckenbodentraining bei Drang- oder Belastungsinkontinenz zum Einsatz. Wer die Übungen mehrmals wöchentlich oder bestenfalls täglich durchführt, kann nach etwa drei Monaten auf erste Erfolge hoffen. Gut zu wissen: Für das Training ist es wichtig, die Beckenbodenmuskeln zu lokalisieren. Dies gelingt am besten auf Toilette. Betroffene spüren ihren Beckenboden, wenn sie während des Wasserlassens den Strahl stoppen.
Die Biofeedbacktherapie ist eine sinnvolle Ergänzung zum Beckenbodentraining. Bei dieser Therapie wird eine Sonde in den After oder die Scheide eingeführt, um die Muskelaktivität des Beckenbodens zu ermitteln. Daraufhin werden bei der Biofeedbacktherapie Übungen durchgeführt, um den Beckenboden mit messbaren Erfolgen zu trainieren. Die Behandlung zielt darauf ab, die An- sowie Entspannung des Körpers zu erlernen.
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Bei dieser Therapie wird Botox in den Blasenmuskel injiziert, damit die Harnblase weniger aktiv ist und Urin länger abspeichert. Weil die Wirkung des Mittels jedoch nur einige Monate anhält, müssen Betroffene die Behandlung regelmäßig wiederholen. Bei einer Botox-Behandlung ist es nicht ausgeschlossen, dass die Blase kurzzeitig gelähmt ist. In dem Fall ist es zwingend erforderlich, die Blase mit einem Katheter zu entleeren. Zudem erhöht sich das Risiko für Harnwegsentzündungen.
Verschiedene Wirkstoffe und Medikamentengruppen kommen bei einer Behandlung von Harninkontinenz zum Einsatz. Je nach Form der Erkrankung verordnen Mediziner Anticholinergika, Muskelrelaxanzien, Calciumkanalblocker oder ähnliche Pharmazeutika. Die Arzneimittel zielen darauf ab, die Blasenmuskulatur zu stärken, die überaktive Blase zu regulieren oder zu entleeren. Für Frauen steht bei einer diagnostizierten Belastungsinkontinenz beispielsweise der Wirkstoff Duloxetin zur Wahl. Allerdings ist dessen Einnahme permanent erforderlich. Anticholinergika oder sogenannte ß-3-Agonisten schränken die Aktivität der Blasenmuskulatur ein. Geht Inkontinenz auf einen Östrogenmangel in den Wechseljahren zurück, ist die Östrogentherapie eine gute Wahl. In den Fällen wird das Östrogen durch Zäpfchen, Tabletten oder Scheidencremes verabreicht.
Sogenannte Pessare stehen als Schalen, Würfel oder Ringe zur Verfügung, um als Stütze in die Scheide eingeführt zu werden. Indem das Pessar gegen die Scheidenwand drückt, hebt sich im Gegenzug der Harnleiter an. Betroffene können die Pessare entweder stundenweise oder über mehrere Wochen hinweg nutzen. Die Hilfsmittel sind beispielsweise dafür geeignet, um einem Urinverlust im Alltag oder beim Sport entgegenzuwirken. Ein Pessar behandelt zwar nicht den Grund einer Inkontinenz, erhöht jedoch die Lebensqualität.
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Operative Eingriffe sollten Betroffene erst dann in Erwägung ziehen, wenn alle nicht-operativen Therapieoptionen erschöpft sind. Diese Empfehlung gilt ebenfalls für Abflusshindernisse wie eine vergrößerte Prostata oder Fistel. Generell gilt, dass nicht jeder Eingriff für jede Form der Inkontinenz sowie für alle Patienten oder Patientinnen geeignet sind. Deshalb sollten Betroffene vor dem Eingriff alle Vor- und Nachteile der Operationen mit ihrem Arzt besprechen.
Die Schlingen-Operation kommt für Frauen mit Belastungsinkontinenz in Betracht. Der Eingriff funktioniert jedoch nur, wenn der Blasenschließmuskel noch ausreichend gut funktioniert. Bei der Schlingen-OP setzen Mediziner unter der Harnröhre ein Kunststoffband ein, das die Harnröhre abstützt und den Blasenverschluss verbessert. Weitere OP-Optionen sind eine Anhebung der Scheide oder eine Umspritzung der Harnröhre mit sogenannten Buling Agents. Implantierte Blasenschrittmacher sind dafür geeignet, um eine überaktive Blase zu beruhigen oder zu stimulieren. Diese Operation ist für Frauen geeignet, deren Blase sich nicht aus eigener Kraft entleeren kann, auch wenn kein Abflusshindernis vorhanden ist. Die letzte operative Option für Frauen ist der Einsatz eines künstlichen Schließmuskels, dessen Pumpe in den Schamlippen eingesetzt wird.
Der künstliche Schließmuskel hat sich bei einer hohen Belastungsinkontinenz bei Männern mittlerweile etabliert. Hierbei setzen Mediziner um die Harnröhre eine Manschette ein, welche mit Flüssigkeit gefüllt ist und die Harnröhre durch erhöhten Druck von außen verschließt. Indem über eine im Hodensack befindliche Pumpe Flüssigkeit aus der Manschette in einen Speicherballon gepumpt wird, fließt der Urin durch die Harnröhre ab. Dieses langfristig erprobte System verspricht dauerhaft positive Kontinenzraten.
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Adjustierbare Schlingen für Männer sind in erster Linie bei einer stark eingeschränkten Restfunktion des eigenen Schließmuskels geeignet. Mithilfe der Schlinge wird die Harnröhre durch das Implantat so stark komprimiert, dass Urin nicht unwillkürlich abfließt und dennoch normales Wasserlassen ermöglicht. Die Schlingen erzeugen einen erhöhten Widerstand der Harnröhre. Genügt der Widerstand nicht, kann dieser durch einen weiteren kleinen Eingriff nach Bedarf angepasst werden. Eine sogenannte funktionelle Schlinge ist dafür geeignet, um die Lage des verschobenen Schließmuskelsystems nach einer Prostataoperation zu regulieren. Diese Schlingen-OP setzt auf der Annahme an, dass eine Prostataentfernung eine Lockerung der Haltestrukturen des Schließmuskels erzeugt. Daraus resultiert oftmals eine Senkung der hinteren Harnröhre. Weil der Schließmuskel nach dem Eingriff die Harnröhre nicht mehr richtig schließen kann, erlangt das Harnsystem die Kontinenz durch eine Rückverlagerung des Schließmuskelsystems zurück.
Für die Behandlung einer Inkontinenz kommen verschiedene Optionen in Betracht. Die Wahl richtet sich nach dem Schweregrad sowie dem jeweiligen Krankheitsbild. Generell gelten Operationen als letzter in Betracht zu ziehender Schritt.
Unabhängig davon, welche Behandlungsmethoden zum Einsatz kommen, unterstützen Inkontinenzprodukte Betroffene dabei, den Alltag ohne Scham zu bewältigen.
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